Save You (Maxton Hall, #2)(20)



Mein Atem stockt. Neben mir st??t Lydia ein leises ?Oh? aus.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das rechts auf dem Bildschirm ein kleiner Kopf ist.

?Da ist es?, sagt Dr. Hearst und deutet mit dem Finger auf das Bild. Als sie das Ger?t weiterbewegt, wird das Baby immer deutlicher. Jetzt kann ich sogar winzige Arme und Beine erkennen. Das ist so, so cool und mit Abstand das Faszinierendste, was ich je in meinem Leben gesehen habe.

?Wow?, flüstere ich, woraufhin die ?rztin mir ein L?cheln zuwirft.

Ich wage einen Blick zu Lydia. Ihre Augen sind riesig, als sie ungl?ubig auf den Bildschirm starrt.

?Moment?, sagt Dr. Hearst pl?tzlich und beugt sich ein Stück n?her zum Bildschirm. Einen Augenblick lang ist wieder nur schwarz-wei?es Chaos zu erkennen, dann taucht die kleine Blase wieder auf.

?Alles okay??, fragt Lydia unsicher. Ich lege meine Hand auf ihre Schulter. Das Z?gern der ?rztin macht auch mich nerv?s. Das Kind hat sich bewegt, das habe ich ganz genau gesehen. Sie kann uns jetzt keine Hiobsbotschaft überbringen – nicht jetzt. Lydia wird das nicht verkraften.

?Ms Beaufort, darf ich Ihnen vorstellen?? Dr. Hearst strahlt Lydia an. ?Baby Nummer zwei!? Sie deutet auf einen Punkt auf dem Bildschirm. ?Es versteckt sich ein bisschen neben seinem Geschwisterchen, deshalb kann man es noch nicht so gut erkennen.?

Lydia schnappt nach Luft. Fassungslos starrt sie auf den Monitor, als Dr. Hearst die zweite kleine Blase heranzoomt und das Bild vergr??ert. Auch wenn ich nichts erkenne, wei? ich, dass sie die Wahrheit sagt.

Zwillinge.

Lydia erwartet nicht nur ein Kind, sondern zwei.

Ich kann mir nicht vorstellen, was gerade in ihrem Kopf vor sich geht. Ich t?tschle ihre Schulter ein wenig unbeholfen und suche krampfhaft nach etwas, was ich sagen k?nnte – als Lydia pl?tzlich den Kopf in den Nacken wirft und anf?ngt zu lachen.

Dr. Hearst und ich wechseln einen Blick, der besagt, dass wir ihr diese Reaktion nicht verübeln k?nnen. Wahrscheinlich steht Lydia unter Schock. Nach allem, was sie in den letzten Wochen durchgemacht hat, würde es mich nicht wundern, wenn sie irgendwann durchdreht.

?Das ist der Wahnsinn?, japst sie nach einer Weile und dreht ihren Kopf in meine Richtung. ?Das ist einfach … mir fehlen die Worte.?

Dr. Hearst drückt ein paar Kn?pfe auf dem Ger?t und l?chelt erst Lydia, dann mich an. ?Es sind zweieiige Zwillinge. Sie sind gut entwickelt, alles sieht wunderbar aus. Gab es schon einmal Zwillingsschwangerschaften in Ihrer Familie, Ms Beaufort??

Lydia nickt und schüttelt gleichzeitig den Kopf, w?hrend sie weiterhin auf das Display starrt.

?Sie ist selbst Zwilling?, springe ich leise ein und versuche, das Bild von Lydias Bruder aus meinen Gedanken zu verdr?ngen. James hat jetzt absolut nichts in meinem Kopf verloren.

?Sie brauchen keine Angst zu haben?, versucht Dr. Hearst Lydia zu beruhigen, doch auf mich wirkt es nicht so, als würde auch nur eines der Worte überhaupt bei ihr ankommen. ?Wir werden Sie ein wenig genauer im Auge behalten, und ich empfehle Ihnen einen Zuckerbelastungstest, um einer Schwangerschaftsdiabetes vorzubeugen. Dafür vereinbaren Sie einfach vorn einen Termin …? Sie h?lt noch einen kurzen Vortrag über gesunde Ern?hrung und kommende Untersuchungen, doch mir ist klar, dass Lydia nicht mehr zuh?rt.

Ich betrachte ihr blasses Gesicht. Sie braucht jetzt dringend etwas, was sie wieder ein wenig beruhigt. Und ich habe auch schon eine ungef?hre Idee, womit ich das bewerkstelligen kann.





7


Ruby

Von au?en macht Smith’s Bakery nicht viel her. Die B?ckerei befindet sich im Untergeschoss eines Reihenhauses, zwischen meinem Lieblings-Secondhandladen und einem italienischen Lieferdienst, der jedes Mal geschlossen hat, wenn ich vorbeigehe. Die Fassade der B?ckerei wird jedes Jahr neu lackiert, doch aufgrund der englischen Witterung bl?ttert der Lack schon Wochen sp?ter wieder ab, und dann sieht es so aus, als w?re das Geb?ude schon seit Jahren nicht mehr von au?en gereinigt worden. Der kursive grüngoldene Schriftzug der B?ckerei ist direkt über dem gro?en Fenster befestigt, durch das man im Vorbeigehen einen Blick auf die Leckereien erhaschen kann, die jeden Tag frisch zubereitet werden. Von selbst gebackenem Wei?brot über Scones und Br?tchen bis hin zu Bakewell Pudding und Pies gibt es hier alles, was das Herz begehrt.

?Immer wenn es mir schlecht geht, komme ich hierher?, sage ich zu Lydia, die den Eingang der B?ckerei skeptisch be?ugt. Ich gehe vor ihr die Stufe nach oben und halte ihr anschlie?end die Tür auf. Schon hier str?mt uns die wohlige Luft des Ofens entgegen, und der Geruch von frisch gebackenem Brot und Zimt steigt mir in die Nase.

?Das ist mein Lieblingsgeruch?, sage ich an Lydia gewandt. ?Wenn es Parfum geben würde, das nach warmem Brot und Zimt riecht, würde ich den gesamten Bestand aufkaufen und so lange darin baden, bis ich nie wieder nach etwas anderem riechen würde.?

Lydias Mundwinkel zucken minimal. Immerhin eine kleine Regung – die erste, seit wir die Praxis von Dr. Hearst verlassen haben.

Phil, der Kollege meiner Mum, bedient gerade einen Kunden, als wir zur Theke treten. An der Wand hinter ihm sind eine Reihe von Holzregalen angebracht, auf denen sich Brotlaibe und Baguettes stapeln. Auf dem Verkaufstresen stehen zwei kleine K?rbe, in denen sich mit Butter bestrichene Brotstückchen befinden, die man als Kunde kosten kann. Im Vorbeigehen nehme ich zwei heraus, und w?hrend ich mir eines in den Mund schiebe, reiche ich Lydia das andere.

?Probier mal?, sage ich mit vollem Mund. ?Das Brot ist wirklich lecker.?

Lydia folgt meiner Aufforderung z?gerlich.

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